Gewinner des Deutschen Buchpreises: „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger
Mit ihm hatte wohl keiner als Gewinner des Deutschen Buchpreises für den bemerkenswertesten Roman des Jahres gerechnet. Dennoch sicherlich ein absolut lesenswertes Buch: „Echtzeitalter“ des Österreichers Tonio Schachinger, erschienen im Rowohlt Verlag. Der Roman gewährt einen Blick ins Innerste einer durchaus privilegierten Jugend. Till geht auf ein elitäres Internat in Wien, wo er zusammen mit anderen Sprösslingen zu verantwortungsvollen Funktionsträgern der (österreichischen) Gesellschaft heranreifen soll. Enge Grenzen setzt ihm dabei der autokratische Klassenlehrer Dolinar. Richtige Entfaltung findet Till im Gaming. Ein Computerspiel bietet ihm ein Feld für Perfektion und Selbstverwirklichung. Er lernt ein Mädchen kennen, verliebt sich und erlebt bei ihr eine ganz andere – nämlich literarisch-kreative – Reaktionsweise auf den geschlossenen Internatsalltag. Die Kulisse bilden die politischen und gesellschaftlichen Sonderbarkeiten Österreichs. „Echtzeitalter“ zeichnet sich aus durch feinfühlige Beobachtungsweise und einen so pointierten wie humorvollen Erzählstil. Auf jeden Fall endlich mal wieder ein gut lesbarer Preisträger.
Tonio Schachinger: „Echtzeitalter“ Rowohlt Verlag, 365 Seiten, 24 Euro