Kundinnen empfehlen: „Fürs Leben zu lang“ von Nikola Huppertz

Aus der Reihe „Freundinnen der Buchhandlung empfehlen“ heute der Kinder- und Jugendbuchtipp von Annette Bartlau: „Fürs Leben zu lang“ von Nikola Huppertz.Die Hauptperson dieser Geschichte ist das Mädchen Magali, 13 Jahre alt. Sie wohnt in einem Mehrfamilienhaus in Hannover und ist 1,82 Meter groß. Mit ihrer Größe hadert sie sehr. Ihre sogenannten Freundinnen melden sich nur, wenn sie schulische Hilfe brauchen. Ihre Eltern fokussieren sich auf ihre schöne ältere Schwester. Für ihren Schwarm ist sie – trotz ihrer Größe – unsichtbar. Magali fängt an, Tagebuch zu schreiben. „Wie geht eigentlich Leben?“ fragt sie sich.Durch einige teils skurrile Ereignisse (bei denen besonders der 98 Jahre alte Nachbar und sein Enkel eine Rolle spielen) wird Magali gezwungen, statt weiter dem Leben zuzusehen, mehr und mehr selbst Entscheidungen zu treffen und zu handeln. Sie wird nach und nach mutiger und „wächst“ schließlich am Leben – und am Tod. Manche Szenen sind voller Situationskomik oder Wortwitz und andere rühren zu Tränen.Ein toller Roman übers Erwachsenwerden, der für alle Menschen ab ca. 12 geeignet ist. Solche Geschichten sind wichtig und machen besonders denen Mut, die denken, dass sie nicht ganz der „Norm“ entsprechen.Nikola Huppertz:„Fürs Leben zu lang“Tulipan Verlag, 160 Seiten, 16 Euro

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Buchtipp: „Elternhaus“ von Ute Mank

Aus der Reihe „FreundInnen der Buchhandlung empfehlen“ ein ganz besonderer Tipp von Catrin Kuhtz: „Elternhaus“ von der Autorin Ute Mank:

„Die Autorin erzählt in leise und unspektakulär von den inneren Konflikten zweier Schwestern, die in den 70ern aufwuchsen und sich mit der Zeit entfremdeten. Die Eltern werden von der tüchtigen Schwester vor Ort entwurzelt, die andere Schwester ist fassungslos. Beide scheinen mehr Bindung zum Haus zu haben, als die Familie untereinander. Beide unfähig, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Schuldgefühle, Unverständnis treffen auf Nostalgie und Erwartungshaltung. Alles wird gut – oder doch nicht? Das Buch regt zum Nachdenken an. Die Sprachlosigkeit gepaart mit großen Erwartungen, dürfte in vielen Familien aus der Zeit ein Thema sein.“Ute Mank: „Elternhaus“dtv, 301 Seiten, 22 Euro

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Gewinner des Deutschen Buchpreises: „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger

Mit ihm hatte wohl keiner als Gewinner des Deutschen Buchpreises für den bemerkenswertesten Roman des Jahres gerechnet. Dennoch sicherlich ein absolut lesenswertes Buch: „Echtzeitalter“ des Österreichers Tonio Schachinger, erschienen im Rowohlt Verlag. Der Roman gewährt einen Blick ins Innerste einer durchaus privilegierten Jugend. Till geht auf ein elitäres Internat in Wien, wo er zusammen mit anderen Sprösslingen zu verantwortungsvollen Funktionsträgern der (österreichischen) Gesellschaft heranreifen soll. Enge Grenzen setzt ihm dabei der autokratische Klassenlehrer Dolinar. Richtige Entfaltung findet Till im Gaming. Ein Computerspiel bietet ihm ein Feld für Perfektion und Selbstverwirklichung. Er lernt ein Mädchen kennen, verliebt sich und erlebt bei ihr eine ganz andere – nämlich literarisch-kreative – Reaktionsweise auf den geschlossenen Internatsalltag. Die Kulisse bilden die politischen und gesellschaftlichen Sonderbarkeiten Österreichs. „Echtzeitalter“ zeichnet sich aus durch feinfühlige Beobachtungsweise und einen so pointierten wie humorvollen Erzählstil. Auf jeden Fall endlich mal wieder ein gut lesbarer Preisträger.Tonio Schachinger: „Echtzeitalter“Rowohlt Verlag, 365 Seiten, 24 Euro

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Kinderbuchtipp: „Luftmaschentage“ von Anne Becker

In der „Woche der unabhängigen Buchhandlungen“ heute unsere Kinderbuchempfehlung: „Luftmaschentage“ von Anne Becker:

Matea ist ungefähr 11 und macht sich sehr viele Gedanken über alles Mögliche. Nur aussprechen mag sie es nur ganz wenigen gegenüber. Das verhindert „Madame Schüchtern“ in ihrem Inneren. Nur Ricci, die Rockerin unter ihren Mitschülerinnen, kann Mattea einiges entlocken. Die beiden Mädels erleben gemeinsam manches Abenteuer, da zerreißt mal eine Hose und blaue Flecken tragen sie davon. Irgendwann kommt Ricci nicht mehr in die Schule. Dass da was nicht stimmt, spürt Matea sofort. Auch die starke Ricci hat nämlich ein fieses Problem. Ach ja, Häkeln und die Frau Loose spielen in dem Roman eine ganz besondere Rolle. Eine tolle Geschichte über Kindheiten, die nicht immer nur toll sind, aber auch mal lustig und es gibt Verbündete, mit denen man nicht rechnet.

Anne Becker: „Luftmaschentage“
Beltz & Gelberg, 173 Seiten, 13 Euro
Empfohlen ab 11, aber auch für Ältere, Pfarrerskinder, Stricklieseln, Punks und ungeduschte Jungs bestens geeignet

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Denis Scheck in Celle: Kehlmann und Mora seine Favoriten

Der berühmte und mitunter berüchtigte Literaturkritiker Denis Scheck ging bei „Kunst & Bühne“ in Celle im Galopp durch empfehlenswerte Neuerscheinungen. Sein Favorit des Herbstes: Daniel Kehlmann – „Lichtspiel“. Ganz besonders ans Herz legte er dem ausverkauften Auditorium außerdem die neuesten Romane von Terézia Mora – „Muna oder die Hälfte des Lebens“, Uwe Timm – „Alle meine Geister“ und Elfi Conrad – „Schneeflocken wie Feuer“.

Auch ein etwas skurriles Sachbuch hatte es ihm angetan: „Die Bibliothek des Wahnsinns“. In diesem Reich bebilderten Band erzählt Edward Brooke-Hitching ganz erstaunlich Stories über Bücher und Manuskripte, die auf bizarre Weise geschrieben, hergestellt oder verloren gegangen sind.

Die vollständige Liste gibts bei Sternkopf & Hübel.

Buchtipp: Asterix Band 40: „Die weiße Iris“

Jetzt ganz frisch: der neue Asterix – „Die weiße Iris“. Me-too und Achtsamkeit sind nun endlich auch in Gallien angekommen. Der Achtsamkeits-Coach Visus-uVersus taucht im Dorf auf und vermittelt ganz neue Sichtweisen über ganzheitliches Zusammensein. Nix mehr mit Prügeln und Wildschweinschlemmen. Alle sind beeindruckt. Bis auf einen.

Sehr lustig dieser Band, dessen Texte aus der Feder des neuen Autors Fabcaro stammen. In der kartonierten Ausgabe für 7,99 oder stabil gebunden für 13,50.

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Buchtipp: „Lichtspiel“ von Daniel Kehlmann

Nach der „Vermessung der Welt“ und „Tyll“ jetzt endlich wieder ein Roman von Daniel Kehlmann: „Lichtspiel“ heißt das Buch, das bereits viele Fans und viel Beachtung in den Feuilletons gefunden hat. Es geht um den Regisseur Georg Wilhelm Pabst, einer der ganz Großen der 20er und 30er Jahre, der Greta Garbo entdeckte und einige Klassiker der deutschen Filmgeschichte schuf. Mit der Emigration in den 30er Jahren klappte es nicht, stattdessen arbeitete er weiter in Deutschland.Kehlmann erzählt die Geschichte eines sehr begabten, empathischen Menschen, der um sein Schicksal und um seine Haltung ringt. In einer Schlüsselszene will ihm ein Mephisto-gleicher Goebbels die Seele abkaufen. Für eine gewisse Distanz zur Haupthandlung sorgt die Figur des Franz Wilzek, der für eine eine besondere Perspektive auf Pabst sorgt.Ein ganz großer Roman, der in einer sehr cineastischen Erzählweise die Geschichte eines Künstlers in einer schwierigen Zeit wiedergibt, viele Fragen stellt, ohne alle beantworten zu können.Daniel Kehlmann: „Lichtspiel“Rowohlt 480 Seiten, 26 Euro

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Drei Buchtipps zu Israel

Israel lesen. Drei aktuelle und beeindruckende Neuerscheinungen eignen sich besonders, um dieses Land zu verstehen, dessen Menschen jetzt gerade unser Mitgefühl brauchen:

Meron Mendel: Über Israel reden – eine deutsche Debatte
Kiepenheuer & Witsch, 224 Seiten, 22 Euro
Der Autor ist in Israel geboren, hat dort seinen Militärdienst geleistet und lebt heute als Historiker in Deutschland. Er beschreibt und erklärt die Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen, verknüpft mit seiner persönlichen Biographie.

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Lizzie Doron: Nur nicht zu den Löwen – Roman
dtv, 192 Seiten, 23 Euro
Eine Frau in Bedrängnis. Das Haus der siebzigjährigen Protagonistin soll abgerissen werden, aber sie will sich wehren und auch weiterhin die Erinnerung ihrer Eltern an die Schoah aufrechterhalten. Die Autorin lebt in Tel Aviv und Berlin.

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Richard C. Schneider: Die Sache mit Israel – Fünf Fragen zu einem komplizierten Land
DVA, 192 Seiten, 22 Euro
Sehr kenntnisreich erläutert Schneider Politik und Gesellschaft Israels. Auch Gaza kennt er wie seine Westentasche, weil er seit Jahren für deutsche Medien aus der Region berichtet und dort lebt.

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Buchtipp: „Augustblau“ von Deborah Levy

Was für ein Buch: „Augustblau“ von Deborah Levy. Das Buch wurde seiner poetischen Sprache entsprechend besonders ästhetisch ausgestattet. Wie es sich für Profis gehört, steht im Impressum, wer für das Lektorat verantwortlich war (Vivian Tresch beim aki Verlag) und in welcher Schrift das Buch  gesetzt ist (Stempel Garamond LT / 230230). Vorne im Buch gibts Wissenswertes über Autorin, die feinfühlige Übersetzerin (Marion Hertle) und über das magische Cover (mit einem Foto von Shirana Shabazi).Man hat hier etwas besonders Kostbares in der Hand, ein Buch, in das augenscheinlich sehr viel Sinnliches, Können, Sorgfalt und professionelle Leidenschaft eingeflossen ist.Ach ja, die Story: Die junge Pianistin Elsa vermasselt ein Rachmaninov-Konzert in Wien und reist danach durch die Weltgeschichte auf der Suche nach sich selbst, vielleicht ihrer Vergangenheit und nach Orientierung. Sie beobachtet die Welt und die Menschen in einer seltsamen Zeit der ausklingenden Pandemie. Der Stil ist assoziativ, erzählt wird in Zeitsprüngen von verschiedenen Orten wie Athen, London, Paris, Sardinien. Wem und was folgt sie und was findet sie?Deborah Levy: „Augustblau“aki Verlag, 172 Seiten, 24 Euro

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Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhändler: Die Shortlist steht

Die unabhängigen Buchhändler in Deutschland haben in diesem Jahr 267 Titel eingereicht. Die fünf am meisten genannten Titel sind auf der Shortlist gelandet. Auch wir haben mit nominiert und freuen uns über das Ergebnis: Fünf wunderbare Bücher, jedes davon zu empfehlen und jedes auf seine Weise ganz besonders.

In alphabetischer Reihenfolge:

– Elena Fischer: Paradise Garden (Diogenes)
– Milena Michiko Flašar: Oben Erde, unten Himmel (Wagenbach)
– Rónán Session: Leonard und Paul (Woywood & Meurer), aus dem Englischen von Andrea O’Brien
– Jarka Kubsova: Marschlande (S. Fischer)
– Caroline Wahl: 22 Bahnen (DuMont)

Noch bis Mitte Oktober dürfen die Buchhändler ihren Favoriten online wählen. Welches Buch wird das Lieblingsbuch der Buchhändler 2023? Am 19. Oktober auf der Buchmesse wird das gewählte Lieblingsbuch verkündet. Was ist Euer Favorit?

Übrigens: Lieblingsbücher der unabhängigen Buchhändler in den letzten Jahren waren unter anderem: Bonnie Garmus, „Frage der Chemie“, Ewald Arenz, „Der große Sommer“, Benjamin Myers, „ Offene See“.