Taschenbuchtipps: Julia Franck, Werner Herzog und Jarka Kubsova

Drei frisch erschienene Taschenbücher legen wir Euch ans Herz, besonders geeignet für den Urlaub, aber auch mit ausreichend Diskussionsstoff für den Lesekreis:

🏚👧🏻 Julia Franck: „Welten auseinander“, Fischer Taschenbuch, 366 Seiten, 14 Euro
Die Erzählerin überliefert ihre Erinnerungen  an ihre Familie zwischen Ostberlin und Schleswig-Holstein. Es geht um eine Kindheit zwischen Chaos und Kreativität, Verlassenheit und maximaler Freiheit. Mutig und zielstrebig findet die junge Frau einen Weg.

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🥷🏝 Werner Herzog: „Das Dämmern der Welt“, Fischer Taschenbuch, 128 Seiten, 12 Euro
Hiroo Onoda, japanischer Soldat, wird im zweiten Weltkrieg allein auf einer Pazifikinsel zurückgelassen und vergessen. Er kämpft gegen den Dschungel, gegen imaginäre Feinde als der Krieg schon lange beendet ist.

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🏔👩🏻‍🌾 Jarka Kubsova: „Bergland“, Goldmann Verlag, 288 Seiten, 12 Euro
Ein Bergbauernhof in Südtirol mit Steilhang und Natur. Gar nicht idyllisch und dennoch schafft es Rosa, den Hof unter widrigsten Bedingungen zu bewirtschaften. Und auch zwei Generationen später sind die Herausforderungen nicht geringer. Ein beeindruckendes Buch über Menschen, die ihre Existenz in Frage stellen müssen.

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Buchtipp: „Im Paradies“ von Asta Nielsen

Das vielleicht hübscheste Buch der Saison:: „Im Paradies – Geschichten über die Liebe zum Leben“ von Asta Nielsen mit Illustrationen von Kat Menschik. Der Stummfilm-Star hat autobiografische Erzählungen geschrieben, die zusammen mit den Illustrationen von Kat Menschik für viel Vergnügen und Genuss sorgen. Das Büchlein ist genau das Richtige für Hiddensee-Fans, Fans der Farbe Blau, Berlinfans, München-Fans, Stummfilmfans, 20er Jahre-Fans, Fans wunderschöner Bücher, Fans hübscher und heiterer sowie mitunter leicht melancholischer Erzählungen, Ringelnatz-Fans (kommt reichlich drin vor) und NATÜRLICH Kat Menschik-Fans.

Asta Nielsen: „Im Paradies“,
illustriert von Kat Menschik,
Galiani Verlag, 112 Seiten, 22 Euro

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Buchtipp: „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ von Julia Schoch

Tja, die Liebe … In dem total unpathetischen Roman mit dem total pathetischen Titel „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ rollt Julia Schoch das Thema von hinten auf. „Ich verlasse dich“, denkt die Ich-Erzählerin. Bevor sie diese Worte tatsächlich ausspricht, lässt sie die 30 Jahre ihrer Beziehung Revue passieren. Es begann mit Vanilletee, kleineren Verrücktheiten, gefühlter Übereinstimmung, einem Liebes-Manifest! Danach folgten die gemeinsamen Erfahrungen, die erlebte Geschichte. Man wurde zur Familie … War der weitere Verlauf unvermeidlich? „Inzwischen gingen wir häufiger zu Beerdigungen als tanzen.“ Recht undramatisch zerbröselte die Beziehung. Immerhin ruft die Erzählerin sich das Schöne, das Geheimnisvolle und Faszinierende des Mannes in Erinnerung. Etwas findet sie sogar, aber kann das reichen? Julia Schoch ist das Liebesbuch des Jahrhunderts gelungen. Gott sei Dank völlig unkitschig, ohne Lamento, so geistreich und treffend, nüchtern liebevoll. Tröstlich.

Julia Schoch
„Das Liebespaar des Jahrhunderts“
dtv, fast 200 Seiten, 22 Euro

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Gewinnspiel: Ein Herz für alte Wörter – Die schönsten Dino-Worte gesucht!

Die schönsten Dino-Wörter gesucht! Kennt Ihr „Firlefanz“ oder „Humbug“?

Zum Welttag des Buches 2023 hat sich das Team von Sternkopf & Hübel etwas ganz Besonderes überlegt und den Vorschlag der neunjährigen Stammkundin Anikó aufgenommen. Alle kleinen und großen Leser und Leserinnen sind herzlich eingeladen, ihr schönstes altes, fast vergessenes Lieblingswort vorbeizubringen. Die Wörter werden in der Buchhandlung gesammelt und noch vor dem Welttag des Buches am 23. April an einer Leine aufgehängt.

Nach dem Welttag des Buches dürfen sich  dann die Leserinnen und Leser jeweils ein schönes Wort aussuchen und als Geschenk mitnehmen. Unter allen Teilnehmern werden später 6 Bücher verlost, jeweils 3 für Kinder und Erwachsene. Der Vorschlag von Anikó geht übrigens auf das Buch „Grimm und Möhrchen“ von Stephanie Schneider (erschienen bei dtv) zurück. Auch dieser Titel ist unter den Büchern, die verlost werden. „Macht alle mit und bringt so schöne Wörter wie Pillepalle, Firlefanz und Anstandswauwau in der Buchhandlung vorbei!“,  das ruft Anikó allen jungen und alten Wörterliebhabern in Celle und drumrum zu.

Wir freuen uns auf Euch und Euer Lieblingswort!

Buchtipp: „Ein Hof und elf Geschwister“ von Ewald Frie

Vom Pferd zum Traktor … In seinem Buch „Ein Hof und elf Geschwister“ erzählt der Historiker Ewald Frie die Geschichte seiner eigenen Familie. Mit zehn Geschwistern ist er auf dem Hof seiner Eltern im Münsterland aufgewachsen. Tiefgreifend verändert hat sich das Leben der Bauern seit dem zweiten Weltkrieg. Exemplarisch wird der Wandel auf Grundlage von Interviews mit seinen zehn Geschwistern beschrieben. Tiefgreifend war nicht nur die technische und wirtschaftliche Entwicklung auf dem Bauernhof, auch die Lebensideale und die Lebensweise der Menschen waren in der Elterngeneration völlig anders als heute. Ganz ohne Nostalgie aber mit Sympathie für die Menschen damals und heute beschreibt das Buch Erfahrungen und interessante Erkenntnisse, die sich auf das bäuerliche Leben im Celler Land gut übertragen lassen.

Eine empfehlenswerte Lektüre ganz ohne bäuerliche Romantik, aber mit viel Respekt für die Leistung der Menschen in der Landwirtschaft über die Generationen hinweg.

Ewald Frie: „Ein Hof und elf Geschwister – Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben“
C. H. Beck, 189 Seiten, 23 Euro

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Buchtipp: „Mary & Claire“ von Markus Orths

Wie toll! Wir haben Post bekommen von Martin Kordić, dem in Celle geborenen Autor von „Jahre mit Martha“ (letztes Jahr eines unserer Lieblingsbücher) und sußerdem Lektor bei Hanser. Er empfiehlt: „Mary & Claire“ von Markus Orths und schreibt dazu:

„Mary & Claire“ ist ein atmosphärischer Künstlerinnenroman über zwei Schwestern, wie man ihn noch nicht gelesen hat: über die Möglichkeiten des Gelingens und Scheiterns, von Liebe, Leben und Literatur. Ich kann ihnen und allen Buchliebhabern in Celle diesen Roman nur sehr ans Herz legen – und wünsche eine gute Lektüre.
Herzlich, Martín Kordić

Herzlichen Dank nach München!

Erzählt wird in den neuen Roman von Markus Orth die Kindheit und Jugend von Mary, die später nach der Heirat mit Percy Shelley den Weltgruselseller „Frankenstein oder der Moderne Prometheus“ wird. Gemeinsam mit ihrer völlig bemerkenswerten Stiefschwester Claire lebt sie entgegen allen Konventionen in einer Art „Ménage-à-trois“ mit Percy. Dazu stößt der legendäre Lord Byron, der einen intellektuellen und emotionalen Wirbelsturm entfesselt. Ein mitreißend erzählter Roman über vier ganz außergewöhnliche Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts, darunter zwei selbstbewusste Frauen, die große Widerstände überwinden müssen, um ihr Glück zu erkämpfen.

Markus Orths: „Mary & Claire“
Hanser Verlag, 304 Seiten, 26 Euro

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Rückblick: Lesung mit Bettina Flitner aus „Meine Schwester“

Vor restlos ausverkauftem Haus las Betrina Flitner bei ‚Kunst und Bühne“ aus ihrem ersten Buch. In „Meine Schwester“ beschreibt sie höchst sensibel, aber auch mit einer gewissen liebevollen Distanz ihre Kindheit, damals in quasi symbiotischer Nähe zu ihrer Schwester. Ihre etwas ältere Schwester entwickelte im Lauf des Erwachsenwerdens Depressionen, die bereits in der Familie angelegt sind und im reiferen Alter im Suizid münset. Der Bericht beinhaltet schöne Erinnerungen an die Kindheit in Hannover, zu der Ausflüge zu den etwas skurrilen Großeltern in Celle gehörten.

Mit Celle verbindet die Autorin und Fotografin, die heute in Köln wohnt, durchaus positive Erinnerungen, unter anderem mit Besuchen bei Huth und im Café Kiess. An der Trift lebten Ihre Großeltern, wo ihr Großvater seine Arztpraxis hatte. Sehr berührt waren die Zuhörer von dieser bewegenden Lesung zu einem ernsten Thema und dennoch in einer gelösten Stimmung.

„Wenn meine Schwester wüsste, dass ich jetzt hier in Celle sitze und über sie erzähle, ich glaube, sie würde sich freuen …“, so Bettina Flitner am Ende ihrer Lesung.

Bettina Flitner: „Meine Schwester“
Kiwi Verlag, 320 Seiten, 22 Euro

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Ein Buchtipp aus der Reihe „Freundinnen der Buchhandlung empfehlen“: Ruth Nagy ist begeistert von dem neuesten Buch von Claire Keegan: „Das dritte Licht“.

„‚Das dritte Licht‘ von Claire Keegan ist eine kluge und berührende Erzählung aus der Perspektive eines Mädchens, welches seine in Armut lebende Herkunftsfamilie für einen Sommer verlassen muss. Trotz anfänglicher Ängste und Zweifel lernt das Mädchen bei entferntem Verwandten, wie familiärer Zusammenhalt sein könnte und stellt fest, was ihr bis jetzt gefehlt hat. Die schrecklichen Erlebnisse, die es bis zu diesem Zeitpunkt erfahren hat, werden stets nur angedeutet und rücken durch den liebevollen Umgang der Gastfamilie fast in den Hintergrund. Claire Keegan thematisiert behutsam und sensibel was Gewalt in Familien für Folgen haben kann, ohne den Leser zu überfordern. Unbedingt lesenswert!“

Das Buch, das wunderschön ausgestattet bei Steidl erschienen ist, liefert übrigens auch die Vorlage für den irischen Oscar-Beitrag dieses Jahres unter dem Titel „The quiet Girl“. Und wir haben das Buch übrigens auch als englische Originalausgabe unter dem Titel „Foster“ im Laden.

Claire Keegan: „Das dritte Licht“
Steidl Verlag, 104 Seiten, 20 Euro

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Eine besondere Empfehlung von unserer Praktikantin Helen: „Solitaire“ von Alice Oseman

Die Autorin war selber noch Teenager, als sie diesen Roman über Tori Spring schrieb. Das Mädchen könnte eigentlich superglücklich sein, leidet aber an Weltschmerz, an sich selber, den Erwartungen der anderen, an der Schule und einigem mehr. Da trifft sie an ihrer Schule auf Michael Holden (erinnert an Holden Caulfield in … wie hieß denn das Buch noch), einem Außenseiter wie Tori auch. Beide machen sich Gedanken über eine mysteriöse Gruppe mit dem Namen „Solitaire“, die an der Schule ihr Unwesen treibt.

Es geht in dem Roman eigentlich nicht um Liebe, sondern um das Fremdsein und um Freundschaft. Einige Charaktere aus Osemans späteren Büchern wie „Heartstopper“ stolpern einem hier schon über den Weg.

Unbedingt lesenswert, meint Helen.

Alice Oseman: „Solitaire“
Loewe Verlag, 320 Seiten, 16,95 Euro
empfohlen ab 14 bzw. jedem, der Lust darauf hat

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Bewegender Abend: Texte und Lieder von Serhij Zhadan 🇺🇦

Die Veranstaltung übe ein ukrainischen Dichter, Musiker und Friedenspreisträgers Serhij Zhadan hat viele Zuhörer tief beeindruckt. Tanja Kübler vom Schlosstheater las bei ‚Kunst und Bühne‘ berührend aus seinem Roman „Internat“, die Ukrainerin Anna Minkenberg sang mit ihrer schönen Stimme seine Lieder wie „Kinder“ und „Metro“. Liliane Steinke, Leiterin der Volkshochschule Celle als Veranstalterin moderierte den Abend und erläuterte die aktuelle Zusammenarbeit der VHS mit ukrainischen Partnern. Stefan Jakubik von Sternkopf & Hübel stellte das Werk von Serhij Zhadan vor. Über Euro

Als Einstieg in das Werk von Serhij Zhadan sind zu empfehlen:

„Internat“, Roman, Suhrkamp
Der junge Lehrer Pascha macht sich in der umkämpften Stadt eher unwillig auf den Weg, seinen Neffen aus dem Internat nach Hause zu holen. Er stellt sich seinen Ängsten und entscheidet sich für die Menschlichkeit.
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„Himmel über Charkiw – Nachrichten vom Überleben im Krieg“, Suhrkamp Chronik Social Media Einträge von Serhij Zhadan in den ersten vier Monaten des Krieges. Mit Verweisen auf Gedichte und Lieder.
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„Antenne“, Gedichte, Suhrkamp
Der Poet schreibt im Krieg. Seine Sprache verändert sich.
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